
Deutsche Institute für Textil- und Faserforschung (DITF)
Bevor die TeilnehmerInnen einen gemütlichen Abend im rustikalen und dennoch eleganten Ambiente der Gerber Bräu Brauerei verbrachten, begann die diesjährige Veranstaltung mit einer Führung durch das Deutsche Institut für Textil- und Faserforschung (DITF) in Denkendorf. Mit mehr als 200 Mitarbeitern und einem Budget von rund 28 Millionen Euro ist das DITF das größte Forschungszentrum für Textilien und Fasern in Europa und führt mehrere hundert Projekte mit fast 1.500 Partnern durch. Mit ihrer Forschung setzen sie neue Maßstäbe für die Branche, nicht nur für Produkte, sondern auch für Produktions- und Analysemethoden. Die TeilnehmerInnen zeigten sich sichtlich begeistert von den Einblicken in die Chemiefaser- und Vliesstoffherstellung, den nachhaltigen Lösungen für Faserverbundwerkstoffe und den Ansätzen der DITF in den Bereichen Digitalisierung, Prozesskette und Kreislaufwirtschaft.
Mitgliederversammlung: Mit neu gewähltem Vorstand voller Tatendrang ins nächste Jahr
Vor dem offiziellen Beginn der Tagung fand die Mitgliederversammlung statt, bei der in diesem Jahr auch die Wahl des Vorstands auf dem Programm stand. Jörg Arntzen (Dow Anlagengesellschaft mbH), Benedikt Broil (Covestro Deutschland AG), Dr. Eva Emmrich-Smolczyk (Evonik Operations GmbH), Christian Loretz (Getzner Werkstoffe GmbH) und Manfred Werner wurden als Vorstandsmitglieder bestätigt. Dr. Jörg Schottek (Plixxent Holding GmbH) und Harry Leichmann (Bosig GmbH) wurden als neue Vorstandsmitglieder gewählt. Den scheidenden Vorstandsmitgliedern Dr. Ulrich Fehrenbacher (Rühl Puromer GmbH) und Jörg Teschner wurde für ihr verdienstvolles Engagement für den FSK-Verband herzlich gedankt. Auf der Tagesordnung der Mitgliederversammlung standen außerdem der Tätigkeitsbericht für das vergangene Jahr sowie die Prognose für das kommende Jahr. In den letzten Monaten hat der FSK viele Projekte und Kampagnen ins Leben gerufen, die 2026 fortgesetzt und ausgebaut werden sollen, insbesondere die Weiterbildungsangebote. In diesem Jahr sind die Schulungen des Kunststoffzentrum Leipzig (KUZ) entfallen. „Der FSK wird mit ehemaligen Schulungspartnern des KUZ, die bei uns Mitglied sind, Schulungen ganz neu aufsetzen und der Branche künftig adäquate Schulungen anbieten“, berichtet FSK-Geschäftsführer Klaus Junginger.
Fachlicher Austausch, Wissenstransfer, Innovation, Expertenvorträge, Diskussion, kritische Beteiligung und Networking
Diese Stichworte verwendete Jörg Arntzen bei der offiziellen Eröffnung der 24. FSK-Konferenz am Mittwochmorgen. Er betonte die Bedeutung des Verbandes als Ansprechpartner für Behörden und andere Verbände in allen Regulierungsprozessen. Die Schulungsplattform des FSK ist Ausdruck und Ergebnis des unermüdlichen Engagements der Branche für die Arbeitssicherheit. Er schloss seine Einleitung mit dem Wunsch an die TeilnehmerInnen, „eine erfolgreiche und anregende Konferenz mit vielen spannenden und entspannten Gesprächen zu erleben“.
„Mentalität schlägt Qualität“
Die Vorträge begannen mit einem ganz besonderen Hauptredner: Martin Strobel, ein ehemaliger Handballspieler, der auf viele Erfolge zurückblicken kann, darunter eine Europameisterschaft und eine Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen. Authentisch und mit einem reichen Schatz an praktischem Wissen beeindruckte er mit seiner langjährigen Führungserfahrung und vermittelte, was er selbst erlebt hatte. Für ihn sind die Fähigkeiten für erfolgreiche Teamarbeit Fokus, Belastbarkeit, Eigenverantwortung und Leistung. Mit konsistenten Botschaften wie „Mentalität schlägt Qualität“ oder „Leistung ist das Produkt aus Können mal Wollen mal Dürfen“ gab er einen Einblick in sein Erfolgsgeheimnis.
Sicherheit in der Polyurethanindustrie: die Tanklagerbewertung des FSK
Die Bedeutung der Sicherheit wurde eindrucksvoll von Jürgen Fietz (Fietz-Arbeitssicherheit GmbH) demonstriert, der die „Tanklagerbewertung“ des FSK vorstellte. Anhand einer Checkliste mit mehr als 140 Fragen werden Entladestationen und Tanklager systematisch mit dem Industriestandard verglichen. Dabei stellte er mehrere wiederkehrende Mängel fest, z. B. unklare Zuständigkeiten oder mangelnde Produktkenntnisse und zeigte auf, wie die Bewertungsberichte zu Verbesserungen und zur Reduzierung sicherheitsrelevanter Ereignisse beitragen können.
Nachhaltigkeit: Vielfältige Anforderungen zur Erfüllung von Vorschriften und Kundenwünschen
Dr. David Spitzer (The Vita Group/Metzeler Schaum GmbH) verdeutlichte die Bedeutung verifizierter Lebenszyklusanalysedaten (LCA) für fundierte ökologische Entscheidungen. Anhand der Orbis ULTRA-Technologie zeigte er, wie geschlossene Kreisläufe in der PU-Weichschaumindustrie realisiert werden können. Bereits heute ist es möglich, bis zu 100 % recyceltes Polyol und recyceltes TDA (rTDA) zu verwenden. Innerhalb der Vita Group führten die LCA-Ergebnisse zu einer Neubewertung biobasierter Rohstoffe, deren verbesserter CO2-Fußabdruck jedoch nicht immer bestätigt werden konnte.
Winfried Weber (Fachverband Matratzenindustrie e. V.) diskutierte Themen, mit denen sich die Matratzenindustrie derzeit befasst. Er betonte die zunehmende Bedeutung von Vorschriften für das Recycling sowie die hohen technischen Anforderungen an Matratzen. Insbesondere die Stiftung Warentest führt häufig neue Methoden zur Prüfung der Haltbarkeit ein, z. B. in Bezug auf Höhenverlust oder Härteverlust. Der Verband setzt sich dafür ein, dass auch recycelte Materialien diese hohen Anforderungen erfüllen müssen, und fördert die Entwicklung standardisierter Recyclingsysteme in der gesamten PU-Industrie.
Einen Überblick über die vielfältigen Vorschriften zur Nachhaltigkeit gab Alexander Hartner (Getzner Werkstoffe GmbH). Die Komplexität wurde allein durch die Nennung einiger geplanter oder bereits umgesetzter Vorschriften wie der Richtlinie über die Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen (CSRD), der EU-Taxonomie (EUTAX), der Lieferkettenrichtlinie (CSDDD), dem CO2-Grenzausgleichssystem für Importe (CBAM), der Ökodesign-Verordnung (ESPR) und den aktuellen Vorschriften für digitale Produkte eindrucksvoll verdeutlicht. Um auf dem Markt bestehen zu können, müssen Unternehmen Strategien entwickeln und zuverlässige Daten bereitstellen, die von Kunden und Finanzinstituten zunehmend gefordert werden.
Automatisierte LCA-Prozesse auf Basis von Primärdaten aus SAP- und IMDS-Systemen ermöglichen die präzise Berechnung des Produkt-Kohlenstoff-Fußabdrucks (PCF), was in der Präsentation von Ulrich Herkommer (Zelu Chemie GmbH) und Dr.-Ing. Lars Spelter (Mann+Hummel GmbH) veranschaulicht wurde. Am Beispiel einer LKW-Luftfilteranwendung wurde die signifikante Reduzierung des PCF durch den Ersatz von Polyolen auf Erdölbasis durch Polyole auf Rizinusölbasis demonstriert, jedoch nur, wenn die Komponenten optimiert werden, um das Gesamtverhalten zu verbessern.
Der FSK befasst sich nicht nur mit Polyurethanen, sondern auch mit anderen Arten von Schaumkunststoffen. Kamila Ryżewska und Pawel Szymutko (Iteromi Sp. z o.o.) erklärten, warum Polyethylenschaumstoffe derzeit nicht zu 100 % aus recyceltem Material hergestellt werden können. Die Querschnitte typischer Extruder und Produktfilter halten den Qualitätsschwankungen und der geringen Schmelzstabilität von recyceltem PE nicht stand, was zu häufigen Prozessausfällen führt. Den Ausführungen der Vortragenden zufolge liegt die Obergrenze für einen reibungslosen Verarbeitungsprozess von PE bei einem Anteil von 80 % recyceltem Material.
Polyurethan – auch in Zukunft unverzichtbar!
Der erste Tag endete mit einer Podiumsdiskussion, moderiert von Jörg Arntzen (Vorstandsvorsitzender FSK e.V. und Dow Deutschland Anlagengesellschaft mbH). Die Podiumsteilnehmer waren Dr. Jörg Schotteck (Plixxent Holding GmbH), Dr. David Spitzer (The Vita Group, Metzeler Schaum GmbH) und Winfried Weber (Fachverband Matratzenindustrie e.V.
Ob Chemie, Kunststoffe oder Polyurethane – sie alle genießen in der Öffentlichkeit wie auch in der Politik einen schlechten Ruf. In regem Austausch mit dem Publikum wurden mehrere Themen diskutiert: Die Informationen über den CO2-Fußabdruck von PU sind in der Regel unvollständig, da die positiven Auswirkungen während ihrer Lebensdauer, z. B. Energieeinsparungen durch hervorragende Wärmedämmung, oft vernachlässigt werden. Ein weiteres Beispiel ist die mechanische oder chemische Recyclingfähigkeit, die in der Öffentlichkeit noch wenig bekannt ist. Dennoch waren die Diskussionsteilnehmer überzeugt, dass Polyurethane aufgrund ihrer vielseitigen Eigenschaften, z. B. geringe Dichte, hohe Haltbarkeit und Komfort in den meisten Anwendungsbereichen nicht ersetzt werden können.
Die USA unter Trump – Wo stehen wir, wie geht es weiter?
Den zweiten Tag eröffnete Christiane von Berg (Coface) mit einem Überblick über die harten Fakten zu den Auswirkungen der Politik von Donald Trump, die nicht immer mit dem übereinstimmen, was wir aus Zeitschriften oder Fernsehnachrichten wissen. Aber selbst sie als Expertin musste sich für fehlende Informationen entschuldigen und konnte daher nur einen vagen Ausblick auf die zukünftige Entwicklung geben: Aufgrund des Shutdowns in den USA waren die meisten US-Behörden geschlossen. Dazu gehörte auch das United States Census Bureau, sodass in den letzten Monaten keine statistischen und finanziellen Daten verfügbar waren.
Verbesserte Effizienz der PU-Verarbeitung durch Einführung neuer Technologien
Die steigende Nachfrage nach hochwertigen Oberflächen für große Außenbauteile hat zur Entwicklung leistungsstarker Verfahren für Polyurethane geführt. Sebastian Schmidhuber (KraussMaffei Technologies GmbH) zeigte, wie die Kombination aus der Spritzgießmaschine MXW 4500, dem neuen Mischkopf MK10-3K und großen Pumpen für eine optimierte Materialzufuhr für die Herstellung von transparenten und farbigen Bauteilen in einem einzigen System genutzt wird. Er legte großen Wert auf die Kostenoptimierung und Effizienzsteigerung des Produktionsprozesses, in dem von der Materialhandhabung über die Teilefertigung bis hin zur Nachbearbeitung alles aus einer Hand bereitgestellt wird.
Cannon bietet auch moderne Verarbeitungstechnologien, wie Riccardo Romanenghi (Cannon Afros) am Beispiel von Wärmedämmprodukten demonstrierte. Mit Mischköpfen für hochreaktive Formulierungen, Vakuumtechnologie zur Verbesserung des Füllverhaltens bei der diskontinuierlichen Plattenproduktion, Treibmittelgemischen (HFO/Pentan) und der Verarbeitung von festen Flammschutzmitteln (expandierbarer Graphit) trägt Cannon zur Verbesserung der Gesamtqualität der Wärmedämmprodukte bei.
3D-Druck: Stand der Technik – 4D-Druck: wahrscheinlich die nächste Stufe
Andreas Arlt (Wevo-Chemie GmbH) zeigte, wie reaktive Polyurethanharze durch Liquid Additive Manufacturing (LAM) verarbeitet werden können, um neue Anwendungsfelder für Textilien wie intelligente Textilien, Verstärkungsstrukturen oder sensoraktive Sandwich-Verbundwerkstoffe zu erschließen. Das Konzept des 4D-Drucks wurde in Zusammenarbeit mit dem Sächsischen Textilforschungsinstitut (STFI) entwickelt: LAM wird auf stark gedehnten Textilien durchgeführt, die sich nach dem Aushärten und Entspannen deutlich zu dreidimensionalen Strukturen verziehen.
Recycelbare Sandwichelemente für die Bauindustrie
Metall-Sandwichpaneele sind Stand der Technik für den Bau großer Industriegebäude. Holger Hanke (Falk Salzgitter GmbH) stellte die neue Produktlinie „CradleCore“ vor, ein Sandwichelement mit Polyisocyanurat (PIR)-Kern, das zur Verbesserung der Recyclingfähigkeit entwickelt wurde. Die Paneele sollen aus biobasierten oder recycelten Polyolen ohne den Einsatz kritischer Flammschutzmittel hergestellt werden. Falk garantiert die Rücknahme und professionelle Verwertung von CradleCore-Elementen auch nach Ablauf des Lebenszyklus eines damit errichteten Gebäudes unter Einhaltung aller gesetzlichen Anforderungen und relevanten Umweltstandards.
Die Konferenz wurde von Dr. Ing. Ivo Erler (Covestro Deutschland AG) geschlossen, der Beispiele dafür gab, wie Polyurethane dazu beitragen können, das Design für Kreislaufwirtschaft in der Automobilindustrie zu verbessern. Chemische Recyclingtechnologien wie Solvolyse oder katalytische Pyrolyse bieten ein enormes Potenzial, erfordern jedoch Materialien aus einer einzigen Fraktion. Er zeigte das Beispiel eines optimierten Laderaumbodens, bei dem die Papierwaben durch einen Polyurethanschaum mit geringer Dichte ersetzt wurden, um zu demonstrieren, wie herkömmliche Produkte aus gemischten Materialien durch Produkte aus einer einzigen Quelle ersetzt werden können, wodurch die Recyclingquoten von hochwertigen Polyurethanmolekülen deutlich erhöht werden können.
Weitere Informationen zum Fachverband Schaumkunststoffe und Polyurethane e.V. (FSK) und dessen Veranstaltungen sowie zur Arbeit der Fachgremien sind online erhältlich unter: www.fsk-vsv.de oder telefonisch: + 49 7153 61081 – 0.
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